Notfallseelsorge
Wir stellen uns vor
06.03 Uhr: der Melder schrillt bei den Kameraden. „Brandeinsatz
mittel. X-Straße 19“. Auch Pastor xy steht auf und eilt
zur Wache. Er ist Mitglied des Löschzugs. Zunehmend befinden
sich mit im Einsatz der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen Pastöre,
Pfarrer, Diakone, Ordensleute, pastorale Mitarbeiter der Kirchen,
soweit sie sich für den Dienst in Feuerwehr und Rettungsdienst
neben ihren vielfältigen Aufgaben z.B. in ihren Gemeinden ansprechen
lassen. Auf ihren Einsatzjacken prangt der Schriftzug: „Notfallseelsorger“
oder einfach „Seelsorger“.
Die Tätigkeit der Einsatzkräfte in Feuerwehr und Rettungsdienst
ist in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Der zunehmenden
Perfektionierung und Spezialisierung brandschutz- und rettungstechnischer
Kenntnisse und Mittel steht auf dem Gebiet der psychischen oder seelischen
Betreuung von Notfallopfern und Notfallhelfern eine immer stärker
klaffende Lücke gegenüber. Aufgrund dieser Entwicklungen
forderten die Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Notarztdienste
die Einbeziehung von Seelsorge in ihren Dienst, da die Kirchen seit
Jahrhunderten Erfahrung im Beistand auch seelisch verletzter Menschen
besitzt. Die Kirchen antworteten mit in der Pastoral hauptberuflich
tätigen Geistlichen und Mitarbeitern mit Theologie- oder vergleichbaren
Studienabschlüssen,
die diesen Dienst in Feuerwehr und Rettungsdienst ehrenamtlich tun.
Zusätzlich lassen
sich die „Fachberater Seelsorge“
in Gesprächsseelsorge, Psychotraumatologie und in der
Einsatzpraxis z.B. im Institut der Feuerwehr (IdF) in Münster
ausbilden, um im Einsatz mit Feuerwehr und Rettungsdienst Menschen
in Not akut betreuen und begleiten zu können.
Seit
gut zwanzig Jahren begleiten Theologen und Seelsorger der evangelischen
und katholischen Kirchen Feuerwehren und Rettungsdienste bei ihrem
schweren Einsatz.
Ihre erste Sorge gilt den Opfern
von Bränden, Verkehrsunfällen und sonstiger in Not geratener
Menschen. Ihnen stehen die Seelsorger bei, sprechen mit ihnen, halten
ihre Hand, sorgen sich um sie an der Brand- und Unfallstelle und beten
ggf. für sie und mit ihnen. Notfallseelsorge ist „Erste
Hilfe für die Seele“.
Aber auch direkte Angehörige, andere Unfall- oder Brandbeteiligte
wie Nachbarn oder zufällig Anwesende spricht der/die Seelsorger/in
an, um herauszuspüren, ob seelsorgerliche oder psychische Betreuung
sofort durch ihn oder sie oder später durch weitere Fachkräfte
vonnöten sind. Der Notfallseelsorger
oder Fachberater Seelsorge der Feuerwehr
arbeitet als Feuerwehrmann/frau eng mit der Einsatzleitung zusammen,
die ggf. weisungsbefugt ist.
Eine andere Zielrichtung der Fachberatung
Seelsorge der Feuerwehr ist ebenso wichtig.
Denn: Es gibt kaum eine berufsmäßig oder ehrenamtliche
betroffene Helfergruppe, die mit mehr Leid durch Verletzung, Sterben
und Tod regelmäßig konfrontiert ist wie die Feuerwehrleute
und Rettungskräfte. Das lässt sich oftmals nicht einfach
so wegstecken. Nicht nur spektakuläre große Einsätze,
auch tägliche Routineaufgaben können Eindrücke hinterlassen,
die immer wieder hochkommen und nicht so schnell zu verarbeiten sind.
Der Feuerwehrmann, die Feuerwehrfrau, wird konfrontiert mit verstümmelten
oder verbrannten Menschen, sterbenden Menschen, verletzten Kindern
und Gleichaltrigen, plötzlichem Kindstod, Opfern sinnloser Gewalt
und als Folgen von kriminellen Handlungen, Massenunfällen, Suizidenten
sowie der Tatsache, dass oftmals trotz des Einsatzes die Hilfe zu
spät kommt. Es belastet, wenn man manchmal nur ohnmächtig
zusehen kann, wie Menschen leiden und womöglich sterben müssen
oder großer materieller Schaden entsteht. Gelegentlich kann
eine solche Belastung traumatische Folgen haben, die angegangen und
behandelt werden müssen, damit der Helfer nicht krank wird. Die
„Psycho-Hygiene“, das Seelenleben des Helfers ist in Gefahr.
Fachberatung Seelsorge ist Helferseelsorge.
Unsere Arbeit in der Feuerwehr braucht aber auch weiterhin menschliche
Qualität und gute, einfühlsame Helfer. Gut sein heißt
für uns nicht nur körperlich fit zu sein, sondern auch,
sich mit seelischen Belastungen bewusst und konstruktiv auseinander
zusetzen. Oft helfen schon Gespräche mit Kameraden oder Einsatzleitern
nach dem Geschehen. Es kann befreien und erleichtern, eigene Belastungen
einfach anzusprechen und „Druck abzulassen“, bei geeigneten
Helfern wie den Kameraden mit einer PSU (Psycho-soziale Unterstützung)
-Ausbildung oder beim Fachberater Seelsorge
oder Feuerwehrseelsorger, der dann auch für die
Helfer da ist. Wenn schlimme Ereignisse noch belastender auf die Einsatzkräfte
einwirken, sorgt der Fachberater Seelsorge für geeignete Gruppenoder
Einzelgespräche des betroffenen Löschzugs (sogenannte „defusing“
und „debriefing“).
Die Kirche in unserem Land, Westfälische Landeskirche und das
Erzbistum Paderborn, bieten der Feuerwehr und den Rettungsdiensten
Hilfe an durch die Mitwirkung von Geistlichen und Hauptamtlichen der
Kirchen in ihren eigenen Reihen. Folgende Aufgaben hat - laut „Information
für den Wehrführer“ - der Fachberater Seelsorge in
der Feuerwehr:
• Vorbereitung auf die Tätigkeit durch regelmäßige
Kontakte zu den Einheiten bei Ausbildung und Einsätzen
• Mitarbeit und Mitwirkung bei der Aus- und Weiterbildung im
ethischen Bewusstsein der Feuerwehrangehörigen
• Beratung der Führungskräfte bei Planung, Übung
und Einsatz in Bezug auf Fürsorge für Einsatzkräfte
und Geschädigte
• seelsorgliche Betreuung der Einsatzkräfte vor, während
oder nach belastenden Einsätzen
• die Vermittlung von Fachkräften, die weitergehende Betreuung
oder Behandlung übernehmen können
• Unterstützung der Feuerwehrleute und deren Angehörige
bei persönlichen Problemen und
• seelsorgliche Betreuung von Geschädigten und deren Angehörigen.
Jede Feuerwehrfrau, jeder Feuerwehrmann, hat die Möglichkeit,
sich direkt an den FBS zu wenden, der in ihrer/seiner örtlichen
Umgebung ist. Der Seelsorger, die Seelsorgerin arbeitet vertraulich,
verschwiegen, unbürokratisch, ohne lange Wartezeit und ohne Kosten.
Notfallseelsorger und Fachberater Seelsorge stehen in der Tradition
jahrelanger guter Erfahrung von Feuerwehren mit den traditionellen
Feuerwehrseelsorgern, die schon immer als „Pfarrer“ vor
Ort Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützt und begleitet haben,
nur heute fachgerichteter und einsatzerfahrener.
„Manchmal ist es einfach zuviel“. Der
Notfallseelsorger und Fachberater Seelsorge betreut im Bedarfsfall
Opfer und Helfer und ist einfach Kamerad in der Wehr.
Monsignore Wolfgang Bender Diözesanbeauftragter für Polizei-,
Feuerwehr- und Notfallseelsorge in der Erzdiözese Paderborn,
Fachberater Seelsorge und Notfallseelsorger der Feuerwehr Schloß
Holte-Stukenbrock
Meine Erreichbarkeit:
Carl-Sonnenschein-Weg 6 in
Schloß Holte-Stukenbrock
Tel. 0 52 07 - 99 59 37
Fax. 0 52 07 - 99 59 68
feuerwehrseelsorge@erzbistumpaderborn. de